Lanchester Fourteen - Leda (1952)


Umrüstung, Vollabnahme und Teilrestauration für Jan aus Lübeck


Der neue Lanchester Fourteen (1936 gab es schon einmal ein Modell mit der Zahl 14) wurde am 9. Oktober 1950, einen Tag vor der öffentlichen Ankündigung, der Presse vorgestellt. Das einzige bekannte Merkmal war die Füssigkeits-Kupplung und das Vorwahl-Getriebe. Es war geplant, dass nach Fertigstellung der bei den Angriffen auf Coventry zerstörten Fabrikhalle die Karosserie durch eine Ganzstahl-Konstruktion ersetzt wird, was das Gewicht des Wagens reduziert, eine Preisreduzierung ermöglicht und den Versand in montagegerechter Form nach Übersee ermöglichte.

Die Times betrachtete als einzige technisch interessanten Merkmale des neuen Autos die laminierten Blätter (normalerweise Stangen) der Federung der Vorderradaufhängung und die automatische Schmierung jedes Mal, wenn das Auto gestartet und aufgewärmt wurde . Abgesehen von der Vorderradaufhängung unterschied sich das neue Chassis kaum von seiner Vorkriegsversion. Der Motor war neu, ein 1968er Vierzylinder ersetzte den 1809er Sechser. (1)

1952 als dieses Fahrzeug gebaut wurde, war Lanchester eine Marke der Daimler Company Ltd (GB/UK). Von 1950 bis 1953 wurden 2100 Stück (2) verkauft. Bei dieser Stückzahl ist zu vermuten, dass die Anzahl der "Survivours" recht gering ist.

Damit dürfe Jan einen der ganz seltenen Oldtimer in Deutschland besitzen.

Angetrieben wird der Leda von einem Vierzylinder-Motor mit 1968 ccm und etwa 60 PS.

Eine Besonderheit dieses Fahrzeuges ist das Vorwahl-Getriebe in Verbindung mit der Flüssigkeitskupplung (etwas vergleichbar mit einem "Wandler" bei einem Automatik-Getriebe).  Mit einem Hebel am Lenkrad wird der gewünschte Gang vorgewählt und mit einem Tritt auf ein Pedal am Platz des Kupplungspedals dann bei passender Gelegenheit tatsächlich geschaltet. Damit könn beim Schaltvorgang selbst beide Hände am Lenkrad verbleiben.

Es gibt für Vorwahlgetriebe nur noch sehr wenige Spezialisten. Glücklicherweise wohnt DER Spezialist überhaupt gleich bei mir "um die Ecke".
Peter "Banjo" Meyer ist langjähriger Restaurateur für Vorwahlgetriebe und erhält aus aller Welt Exemplare zur Reparatur.

Peter ist Verfasser von zwei Büchern über Vorwahlgetriebe. Den Beinamen "Banjo" verdankt er seiner Zeit als Banjospieler im Bereich des Jazz.

 

Dieses Fahrzeug wurde von Jan in den Niederlanden erworben. Der Vorbesitzer hat es 1999 aus Großbritannien geholt und in den Niederlanden nie zugelassen. So trägt es noch ein britisches Kennzeichen YSJ 201, welches wohl beim Export neu vergeben wurde. 

Das ursprüngliche Kennzeichen ist FAG 601. Kennzeichen mit FAG wurden in Ayrshire vergeben.

Ein britisches Kennzeichen mit der Verwendung von drei Buchstaben und drei Ziffern wurde von den 30er Jahren bis Anfang der 50er verwendet.  Der zweite und dritte Buchstaben geben den Zulassungsbeziirk an. Der Erste Buchstabe wurde von A-Z ergänzt, wenn zu der Buchstabenkombination alle 999 möglichen Zahlen vergeben waren. 

AG steht für den Zulassungbezirk (meist eine Grafschaft) Ayr / Ayrshire, gelegen im Südwesten Schottlands am Firth of Clyde (3)

 

Hier ein interessanter Link  https://www.automobile-catalog.com/make/lanchester/fourteen_lanchester/fourteen_lanchester/1953.html

Quellenangaben   (1) Wikipedia - englischer Artikel übersetzt.    (2) simonscars.co.uk    (3) https://de.wikipedia.org/wiki/Kfz-Kennzeichen_(Großbritannien)


Hier einige Ansichten und der Vergleich mit meiner MG ZB Magnette von 1958
(gebaut seit 1953), also in etwa ein Zeitgenosse, aber stilistisch doch ziemlich unterschiedlich


Artikel aus der StUttgarter Zeitung


 

 

Gegründet wurde die Lanchester Engine Company Ltd. 1899 von den Brüdern Frederick, Frank und George Lanchester in Birming-ham.

Schon vier Jahre zuvor, 1895, hatte der technische Kopf des Trios, der studierte Ingenieur Frederick Lanchester, mit dem Bau des ersten rein britischen Automobils für Aufsehen gesorgt.

Zwei Jahre später folgte ein erster Geniestreich des Frederick Lanchester. Geniestreich, weil sein Prototyp bereits einen Rohr-rahmen besaß, auf luftgefüllten Pneus der Firma Dunlop statt auf den damals üblichen Vollgummireifen rollte und sein zweizylindriges, luftgekühltes Triebwerk als Unterflurmotor in der Fahrzeugmitte unter den vorderen Sitzen platziert war.

Die beiden Zylinder dieses Aggregats lagen sich zwar wie bei einem Boxermotor gegenüber, die Kolben indes bewegten sich nicht gegenläufig aufeinander zu, sondern im Gleichklang nach links und rechts.

Zwei Kurbelwellen und zwei Schwungräder sorgten für eine bis dahin nicht gekannte Laufruhe. Die acht PS wurden, auch Weltneuheit, über eine Kardanwelle auf die Hinterachse übertragen.

Diesen "Fingerübungen" folgte 1901 die Kommerzialisierung des Unternehmens.

Der erste prominente Kunde, der einen Lanchester in Empfang nahm, war der Schriftsteller und "Dschungelbuch"-Autor Rudyard Kipling, dessen Mobilitätsbedarf bis dahin von einem dampfbetriebenen amerikanischen Locomobile befriedigt worden war.

Im Vergleich mit dem Locomobile, das lange vorgeheizt werden musste und dessen Wasservorräte nur für etwa 30 Kilometer Fahrt reichten, war der Lanchester ein Ausbund an Modernität und Bedienungsfreundlichkeit.

Er verfügte unter anderem bereits über eine Vorwahlgangschaltung und über eine Scheibenbremse, die auf die Getriebewelle wirkte. Sogar die abnehmbaren Speichenräder hatte der zur Pedanterie neigende Lanchester selbst entwickelt.

Der wassergekühlte Zweizylindermotor leistete zwölf PS und verhalf dem Automobil zu einer Höchstgeschwindigkeit von 48 km/h.

Sein Streben nach Perfektion bis ins Detail kam zwar dem Ruf des Hauses zugute, stand aber oft der Wirtschaftlichkeit entgegen.

Frederick Lanchester geriet im Familienbetrieb zunehmend in eine Außenseiterrolle und hatte von 1910 an nur noch beratende Funktion für die inzwischen in Lanchester Motor Company Ltd. umbenannte Automobilmanufaktur.

Drei Jahre später schied er ganz aus und arbeitete fortan für verschiedene Unternehmen.

In diese Zeit fällt seine Erfindung des Lanchester-Ausgleichs, bei dem Ausgleichswellen die im Motor auftretenden Massenkräfte zweiter Ordnung eliminieren und für vibrationsarmen Motorlauf sorgen, sowie die Entwicklung des Drehschwingungsdämpfers an der Kurbelwelle, mit dem viele Motoren auch heute noch "ruhiggestellt" werden.

Der 1946 verstorbene Frederick Lanchester war der vielleicht genialste Konstrukteur, den das britische Empire bis dahin hatte.

Seine beiden Brüder Frank und George blieben an der Spitze des Unternehmens - Frank als kaufmännischer Direktor und George als Chefkonstrukteur und Designer. Sein Meisterwerk war der Lanchester HP 30 von 1929, dessen Achtzylinder-Reihenmotor 82 PS mobilisierte und dessen Kurbelwelle zehnfach (!) gelagert war.

Doch die Tage der Unabhängigkeit waren da schon gezählt: Am 28. Dezember 1930 wurde infolge der Weltwirtschaftskrise die von ihrer Hausbank im Stich gelassene Lanchester Motor Company Ltd. von BSA (Birmingham Small Arms Company) geschluckt. Damit war der im Motorrad- und Waffengeschäft erfolgreiche Konzern BSA im Besitz von zwei namhaften britischen Automobilherstellern, denn schon 1910 hatte man sich in Coventry die Firma Daimler einverleibt.

In Coventry wurden künftig auch die Lanchester-Modelle gebaut, wobei die Marke schon bald in die Rolle der preiswerteren Daimler-Derivate gedrängt wurde. Am Ende unterschieden sich die Modelle nur noch durch den Kühlergrill. Als letzter echter Lanchester gilt der 1931 vorgestellte 15/18 HP, dessen 2,5-Liter-Reihensechszylinder eine siebenfach gelagerte Kurbelwelle besaß. Ein weiteres Highlight dieses Typs, der noch einmal alle Lanchester-Eigenschaften, nämlich höchsten Qualitätsstandard, penible Verarbeitung, samtweichen Motorlauf und innovative Technik, in sich vereinte, war die Halbautomatik mit Flüssigkeitskupplung und Vorwählgetriebe.

Zu den Lanchester-Kunden zählte neben dem bereits erwähnten Rudyard Kipling vor allem das englische Königshaus mit King George V. und dessen Sohn, dem Herzog von York und späteren George VI. an der Spitze, sowie die englische Oberschicht. Der Inder Jam Sahib of Nawanagar, weltweit berühmtester Kricketspieler seiner Zeit, besaß in den 40er Jahren sogar eine ganze Flotte von Lanchester-Automobilen.

Das endgültige Aus für Lanchester kam 1956.

Letztes Modell war eine 1,6-Liter-Limousine mit vollautomatischem Getriebe namens Sprite, von der aber nur noch zehn Stück gebaut wurden. Daimler blieb vorerst bestehen, Lanchester wurde wegrationalisiert, und auch die späteren Besitzer Jaguar und Leyland dachten nicht daran, die Marke wieder aufleben zu lassen.

Ein trauriges Ende für eine Automobilschmiede, die über mehr als fünf Jahrzehnte hinweg auf Augenhöhe mit den Besten ihrer Branche konkurriert hatte.

 

Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 04.02.2010

 


Glücklicherweise bekam ich eine mit "Explosionszeichnungen" bebildert Teileliste.


Hier als Beispiel die Bremsanlage.

Es ist zu sehen, dass es nur vorne hydraulisch zugeht.

 

Hinten wird die Bremse mechanisch über ein Gestänge betätigt.

Als Betriebsbremse wird diese auch vom Hauptbremszylinder gesteuert.

Als Handbremse wird sie über einen Hebel unter dem Armaturenbrett betätigt.

Über eine entsprechende Mechanki werden beide Funktionen voneinander entkoppelt.


Ein Original Handbuch war glücklicherweise auch noch vorhanden.

Mit deutlichen Zeichen der Zeit aber gut erhalten.


Very British


Etwas mehr als Wasser für die Scheibenreinigung nachfüllen, hat man damals im Benutzer!-Handbuch noch erwähnt.


Das Thema "Sciherungskasten" sieht man heute doch deutlich anders.

Warum muss ich gerade an eine Schlangengrube denken?

 

Einen Deckel muss ich hier nachfertigen.

 

Wie gut dass ich da nicht dran muss.

oder?

oops - Blinker-Umrüstung und Warnblinkanlage .....

 

Süß die kleine Ersatz-Sicherung, die aufrecht und geduldig auf ihren Einsatz wartet.

 


Ach, ich habe ja einen Schaltplan ......


...... und der Herr LUCAS hat sich ein schönes Kabelfarben-Schema ausgedacht.

Jedenfalls brauche ich jetzt einige Meter grün/weiss und grün/rot.

Natürlich mit Garn umsponnen, soll ja zeitgenössisch sein.